Ist man mit der Kamera, abseits der goldenen Stunde unterwegs, kommt es ja meist gar nicht so auf „die richtige Zeit“ an. Und doch erwische ich mich oft dabei, hinter den Häusern tolles Licht, im Rückspiegel vom Auto tolle Reflektionen oder aus dem Zugfenster des Schnellzugs, jedenfalls damals, als das noch häufiger ein geschätzter Ort war, einen perfekten Sonnenuntergang zu beobachten, den ich dann mangels Kamera oder zu hohem Tempo gar nicht passend festhalten kann. Fotografische FOMO sozusagen. Und nein, es folgt hier kein philosophischer Exkurs über Vergänglichkeit und die Schönheit des Moments. 90% der Fotos mache ich für mich. Um mich an der Erinnerung zu erfreuen. Nur die wenigsten teile ich. Noch weniger öffentlich.
Schaue ich also aus dem Fenster und sehe gerade ein beeindruckendes Schauspiel eines rötlichen Wolkenmeers am Horizont stelle ich zufrieden fest, dass ich zur falschen Zeit auf dem Sofa sitze. Und nicht in der Kälte stehe um zur richtigen Zeit den passenden Moment festzuhalten.